Wer Kunstfreiheit fordert, zählt auf die Freistellung der Kunst von politischen, ökonomischen, religiösen und moralischen Ansprüchen. Als das Andere der Kultur hat die moderne Kunst demnach nicht Direktiven von außen zu gehorchen, sondern lediglich der Verpflichtung auf sich selbst. Diese Entbettung aus dem Korsett der Gesellschaft wurde lange als Errungenschaft gefeiert. Neuerdings wird sie allerdings zunehmend kritisch gesehen. Einer Kunst, die nur um sich selbst kreist, soll eine Kunst entgegengehalten werden, die sich mit ihren Mitteln im Modus der Kultur erprobt und dadurch auf den Wiedereintritt in die Gesellschaft abzielt. Doch worin besteht die Autorität einer Kunst, die sich so ins Soziale verflüchtigt?
Bazon Brock, geboren 1936 in Stolp, ist emeritierter Professor für Ästhetik und Kulturvermittlung an der Bergischen Universität Wuppertal. Weitere Professuren an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (1965–1976) und der Universität für angewandte Kunst, Wien (1977–1980). Von 1968 bis 1992 führte der „Denker im Dienst“ und „Künstler ohne Werk“ in Kassel die von ihm begründeten documenta-Besucherschulen durch. 2017 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.