1955 eröffnet der indonesische Präsident Sukarno in Bandung die Konferensi Asia-Afrika. Ein weltgeschichtlicher Moment. Wenige Jahre zuvor war das inzwischen unabhängige Indonesien noch die Kolonie Niederländisch-Indien, nun der Ort, an dem 29 nicht-westliche Länder nach einer gemeinsamen Stimme gegen den europäischen Kolonialismus suchten. Das damals nach China zweitbevölkerungsreichste Land der Erde war zum Wegweiser dekolonialer Bestrebungen geworden – und damit unfreiwillig auch zum Geburtshelfer der europäischen Gemeinschaft. Was lernen wir, wenn wir die Geschichte der Moderne aus einer indonesischen Perspektive betrachten, die über Distanz und Nähe immer auch mit Europa verwoben ist?
David Van Reybrouck, geboren 1971 in Brügge, ist Schriftsteller, Dramatiker, Journalist, Archäologe und Historiker. 2011 gründete er die Initiative G1000, die sich in Belgien, den Niederlanden und in Spanien für demokratische Innovationen einsetzt. Sein Buch Kongo. Eine Geschichte wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem NDR Kultur Sachbuchpreis 2012, und verschaffte Van Reybrouck internationale Anerkennung. Sein Buch Revolusi. Indonesien und die Entstehung der modernen Welt erscheint am 12. September im Suhrkamp Verlag.