In der Reihe Vergiftete Verhältnisse – Gespräche zur Gegenwartskunst sprechen Vincenza Benedettino, Carlo Gentile und Maria Neumann am 31. Mai um 18 Uhr an der Forschungsstation am Lutherplatz über den Fall Haftmann.
Werner Haftmann, der als Kunsthistoriker, Mitbegründer der documenta und erster Direktor der Neuen Nationalgalerie in Berlin in der Nachkriegszeit Karriere machte, war Nationalsozialist: 1933 trat er in die SA ein, vier Jahre später, 1937, wurde Haftmann Mitglied der NSDAP, im Zweiten Weltkrieg beteiligte er sich am Partisanenkrieg in Italien. Was wissen wir über Haftmanns Denken und Handeln zwischen 1933 und 1945? Inwieweit prägte Haftmanns NS-Vergangenheit seine Arbeit? Und wie verändert sich vor diesem Hintergrund unser Bild von Haftmann? Lässt sich die Trennung von Autor und Werk angesichts einer solchen Biografie wirklich aufrechterhalten?
Vincenza Benedettino studierte Kunstgeschichte in Triest und Kunstgeschichte und Museologie an der Universität Heidelberg und an der École du Louvre in Paris. Anschließend hat sie an der Universität Heidelberg über Werner Haftmann als Gründungsdirektor der Neuen Nationalgalerie in Berlin promoviert. Vincenza Benedettino war Stipendiatin des Landes Baden-Württemberg am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München sowie Stipendiatin am Deutschen Forum für Kunstgeschichte (Max Weber Stiftung) in Paris und an der Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte) in Rom.
Carlo Gentile promovierte 2012 mit einer Arbeit über die Wehrmacht und die Waffen-SS im Partisanenkrieg in Italien. In seiner Studie arbeitete er systematisch die deutschen Kriegsverbrechen in Italien zwischen 1943 und 1945 auf. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Studien zur Geschichte Italiens im Zweiten Weltkrieg und lehrt am Martin-Buber-Institut für Judaistik der Universität Köln.
Maria Neumann studierte in Berlin, Potsdam und Wrocław Geschichte, Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre. Sie hat an der Humboldt-Universität zu Berlin als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts gearbeitet und dort mit einer Arbeit über „Die Religion der Anderen. Religiöse Vergesellschaftung und Kalter Krieg im geteilten Berlin-Brandenburg, 1945-1990“ promoviert. Seit 2021 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am documenta Institut.