Am 9. Januar erscheint die Sonderausgabe des e-flux Journals mit dem Titel Experimental Publics. Unter der Herausgeber*innenschaft von Mi You widmet sich diese Ausgabe der Frage, wie künstlerische und kulturelle Praktiken in einer Welt, die von geopolitischen Konflikten, dem Zerfall liberaler Gesellschaftsverträge und wachsendem Wertepluralismus geprägt ist, Raum für Realismus und Differenz schaffen können. Dabei stehen die Möglichkeiten und Grenzen experimenteller Öffentlichkeiten im Fokus – und damit jene gesellschaftlichen Akteur*innen und Prozesse, die bestehende Machtstrukturen hinterfragen, ohne dabei den Blick für die Wechselwirkungen von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst zu verlieren.
Die Beziehung zwischen Kunst und Macht war stets von Ambivalenz geprägt – sei es durch ihre Funktion als Instrument herrschaftlicher Repräsentation und ökonomischer Interessen oder als Medium revolutionärer Ideengenerierung. Gegenwärtig hat diese Beziehung eine neue Komplexität erreicht, da die strukturellen Grundlagen zeitgenössischer Kunst einem tiefgreifenden Wandel unterworfen sind: Offene Märkte werden zunehmend restriktiv, weiche Machtmechanismen eskalieren in militärischen Konflikten, und populistische Diskurse dominieren das öffentliche Leben. Macht selbst zeigt sich dabei in einem Zustand wachsender Instabilität. Wie Mi You argumentiert, eröffnet diese Instabilität nicht nur Risiken, sondern auch Potenziale. Insbesondere wirft sie die Frage auf, wie Realismus und die Repräsentation kollektiver Hoffnungen und Ziele in diesem Kontext neu gedacht werden können.
Die Ausgabe stellt drängende Fragen:
Kann man Kapital und Staat neu denken – nicht als starre Institutionen, sondern als veränderbare Werkzeuge?
Wird Kunst auch weiterhin mit sozialem Fortschritt verbunden sein?
Brauchen Konzepte wie Freiheit und Gleichheit eine neue Vision, oder müssen wir uns auf deren möglichen Untergang vorbereiten?
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