Zwischen Ende der 1970er und Anfang der 1990er Jahre startete das Goethe-Institut eine ambitionierte Reihe von Film- und Videoworkshops in aller Welt. Die Workshopleiter:innen gehörten zu den wichtigsten Namen der deutschen Medienkultur jener Jahrzehnte: Werner Herzog, Christoph Janetzko, Barbara Hammann, Rotraut Pape, Harun Farocki, Monika Funke Stern, Maria Vedder, Rosa von Praunheim (Holger Mischwitzky), und viele andere. Einige der Workshop-Teilnehmer:innen wurden später zu wichtigen regionalen und internationalen Künstler:innen, wie zum Beispiel das Raqs Media Collective.
Obwohl diese Workshops für einige Begegnungen bahnbrechend waren, blieben sie nicht frei von interner und externer Kritik. Fragen der Voreingenommenheit, der Vermittlung, der Pädagogik, des Gatekeepings, des Orientalismus, der kulturellen Unterschiede und der anhaltenden Frage des Einflusses wurden von den Moderator:innen, vor allem aber von Teilnehmenden aus der Dritten Welt angesprochen. Aber wer hat wen beeinflusst und in welchem Ausmaß? Welche Auswirkungen oder Rückkopplungen hatten diese Begegnungen in deutschen Institutionen erst viel später? Merv Espina, Fellow am documenta Institut, versucht, diese Fragen zu beantworten, indem er die aus diesen Begegnungen hervorgegangenen Werke nachzeichnet, die Netzwerke von Akteur:innen und Einflüssen kartiert und den Fluss von materieller und technologischer Unterstützung zwischen Deutschland und dem Nicht-Westen untersucht. Gemeinsam mit Regina Wyrwoll, die zwischen 1993 und 2001 für die Medienkooperationen des Goethe-Instituts verantwortlich war, wird das Gespräch Praktiken der Politik durch Kultur aufzeigen, die nur latent vorhanden, aber oft wirkungsvoller sind als die offiziellen Praktiken der Kulturpolitik.
Datum: 1. Juli
Uhrzeit: 18:00
Ort: Forschungsstation Lutherplatz