Vom 17. bis zum 18. Januar 2025 findet im Kunstgeschichtlichen Institut der Ruhr-Universität Bochum der Workshop Kunst zwischen Konservatismus, Rechtskonservatismus und der neuen Rechten: Praktiken, Ästhetiken und Multiplikationsprozesse statt. Maria Neumann vom documenta Institut wird am Freitag, den 17. Januar einen Vortrag mit dem Titel Die Unschuld des Gestalters: Der Landschaftsarchitekt Hermann Mattern halten.
Jede Menge ‚Schaffensprozesse‘ großer männlicher ‚Genies‘, die von der ‚woken Kunstwelt‘ missverstanden und gecancelt würden, eine angeblich akut von links bedrohte Kunstfreiheit, ein zur Verantwortungslosigkeit verdammter Kollektivismus, zu wenig deutsche Traditionskunst in den Museen und viel glühende Ernst-Jünger-Verehrung – es gibt sie noch: die konservative Kunstkritik. Auch in anderen Bereichen von Kunst und Kultur sind konservative Strömungen präsent, sei es im Denkmalschutz, in Berufsverbänden, in Museen und in der Kunstgeschichte. Brisant wird es, wenn sich der Konservatismus nach rechts verschiebt und im „radikalisierten“ (Natascha Strobl 2021) oder rechtskonservativen Format kaum mehr Unterschiede zur Neuen Rechten aufweist, und sich die Neue Rechte zugleich selbst in eine konservative Tradition stellt. So bedienen sich konservative Strömungen seit den 2010er Jahren verstärkt an (neu)rechten Feindbildkonstruktionen, etwa wenn es um die Ausrufung angeblicher Krisen, Katastrophen und Bedrohungslagen geht, zu deren Verursacher:innen pauschal alle gezählt werden, die sich nicht auf ihre Seite stellen. Rechte und faschistische Akteure wie Armin Mohler, Alain de Benoist und Götz Kubitschek setzen hingegen seit den 1960er Jahren auf die rückwirkend erfundene ‚Konservative Revolution‘ rund um Figuren wie Jünger, Oswald Spengler, Carl Schmitt und Paul Schultze-Naumburg als zentrale Referenz für ihre Ausgestaltung von ‚rechts‘. Aber was heißt das nun für Kunst und Kunstgeschichte?
Im Fokus des Workshops steht die Frage, wie sich Konservatismus in Kunst und Kunstgeschichte zeigt und erfassen lässt, wo Schwellen zum Rechtskonservatismus und zur Neuen Rechten festzumachen sind, ab wann Konservatismus zum Steigbügelhalter oder Katalysator rechter Praktiken wird und welche (Infra-)Strukturen der Kunst das fördern oder begünstigen. Diskutiert werden soll, welche Narrative, Praktiken und Ästhetiken daraufhin zu untersuchen sind und welche Methoden es für ihre Analyse braucht. Da es bislang weder eine systematische Forschung zur Neuen Rechten noch zum Konservatismus in der Kunstgeschichte nach 1945 gibt, zielt der Workshop auf ein erstes Mapping und die gemeinsame Entwicklung von Methoden und Themenfeldern ab.
Alle Vorträge:
Freitag, 17. Januar 2025
Friederike Sigler, Bochum: Kunstkritik als rechte Metapolitik? Feuilletonistische Steilvorlagen und protofaschistische Männlichkeiten
Maria Neumann, Kassel: Die Unschuld des Gestalters. Der Landschaftsarchitekt Hermann Mattern
Elke Gaugele, Wien: Aktuelle Appropriationen konservativer Geschlechterkonzepte, Stile und Moden
Julia Bee, Bochum: Rechte Metapolitik kontern?! Antifaschistische Formate auf Youtube und TikTok
Samstag, 18. Januar 2025
Christian Drobe, Halle: Konservative Nobilitierungsstrategien in der Kunst? Wahrnehmung und Bildpräsenz bei Ernst Jünger, Gottfried Boehm und Max Imdahl
Thorsten Schneider, Bochum: „Die Sofaecke enthält ein langfristiges Programm“. Zum Konservatismus kritischer Kunstgeschichte
Jonas Meurer, Bamberg: Kunst > Nicht-Kunst. Zwei Schlaglichter auf die Rhetorik und Normativität des ‚neurechten‘ Kunstdiskurses Mitte der 1990er Jahre
Anmeldung bis zum 15. Januar 2025 unter: friederike.sigler@rub.de