Über uns

Mit der Berufung von Liliana Gómez, Mi You und Felix Vogel an die Universität Kassel hat das documenta Institut seine Forschungen aufgenommen. Unter der Leitung des Gründungsdirektors Heinz Bude entsteht ein außeruniversitäres Forschungsinstitut mit internationalem Anspruch, das sich der vielgestaltigen Geschichte und der jeweiligen Gegenwart der documenta im Rahmen der globalen Kunst widmet. Die Rätselfrage ist der ungeheure Erfolg dieser Ausstellung von Gegenwartskunst. Es geht dabei um die documenta als ein Modell für die mehr als zweihundert Ausstellungen von Gegenwartskunst, die heute auf der Welt existieren. Kunst kann auf Ausstellungen dieser Art im Prinzip alles sein. Im Stadtraum platzierte Wohnwagen, an den Straßen gepflanzte Bäume oder für die Dauer der Ausstellung vor Ort weilende Menschen aus einem Schwellenland. Da treffen augenscheinlich politische Absichten, gesellschaftliche Bedarfe und künstlerische Aussagen zusammen. Darüber staunen die Forschungen am documenta Institut: Was treibt die Leute auf Ausstellungen für Gegenwartskunst? Welche Transformationen hat das Kunstfeld im Modus dieses spezifischen Typs von Ausstellungen erfahren? Was bedeutet die Biennalisierung der Welt für die Selbstthematisierung von Gegenwartsgesellschaften?

Für das documenta-Institut ist die documenta freilich nicht allein Gegenstand, sondern auch Beweggrund der Forschung. Das jeweils Neue und Andere des künstlerischen Geschehens, wie es sich im Rahmen dieses „Museum der 100 Tage“ darstellt, lässt auch die Forschung nicht kalt. Jede Beobachtung ist zugleich Teil der Sache. Diese Unschärferelation schärft die Forschungen am documenta Institut. Die Vermittlung ist eine Kunst, die die Wissenschaft anleitet. Durch die transdisziplinäre Adressierung verschiedener Öffentlichkeiten setzt sich die Forschung am documenta-Institut selbst in Bewegung. Kunstliebhaber:innen, Diskursteilnehmer:innen und Forschungskolleg:innen werden gleichermaßen angesprochen und einbezogen. Deshalb ist die Forschung am Institut immer zugleich Forschung über die Leute und mit den Leuten, die an Ausstellungen für Gegenwartskunst beteiligt sind: als Publikum, Kurator:innen, Künstler:innen, Händler:innen. Sammler:innen, Kritiker:innen oder als Gastwirte, Ordnungskräfte, Taxifahrer:innen, Straßenkehrer:innen oder als ganz und gar teilnahmslose Stadtbürger:innen.

Das Institut wird am Ende, wenn der geplante Neubau errichtet ist und die Forschung sich einen Namen gemacht hat, auf drei Säulen beruhen: auf dem Schatz des Archivs, das seit dem Beginn der 1960er Jahre die Hinterlassenschaften der jeweiligen documenta-Ausstellungen sammelt, auf der grundlegenden Forschung über das Format Ausstellung für Gegenwartskunst sowie der Vermittlung, die das Ganze unter Bezugnahme auf die verschiedenen Rechtfertigungsarenen als variables Gebilde zusammenführt.

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