Die westliche Moderne begann mit einem Versprechen auf Fortschritt durch Vernunft. Getragen vom Gefühl des Anbruchs einer neuen Zeit gaben technische Errungenschaften, wirtschaftliche Kalküle und politische Umbrüche neue Richtungen vor, die das Stehende und Ständische verdampfen ließen und an deren Ende eine gerechte Gesellschaft entstehen sollte. Die Kunst lieferte dabei sich stets erneuernde Zeichen und Vorstellungswelten, die im- und explizit über die Beschreibung der Zustände, über Kritik und Utopie auf eine freiere, bessere und gerechtere Zukunft abzielten. Angesichts von Krieg, Pandemie und Klimakrise will allerdings heute an einen solchen Fortschritt niemand mehr glauben. Was ist dann die Aufgabe der Kunst in unserer Gegenwart, in der der moderne Fortschrittsgeist längst dem spätmodernen Selbstzweifel gewichen ist?
Robert Misik, geboren 1966 in Wien, ist österreichischer Journalist und Sachbuchautor. Er schreibt regelmäßig im "Standard", im "Falter", für "profil" die Berliner "tageszeitung" und „Die Zeit“. Für seinen Essay „Die falschen Freunde der einfachen Leute“ wurde Robert Misik mit dem Bruno- Kreisky-Preis für das Politische Buch 2019 ausgezeichnet, 2009 erhielt der den Staatspreis für Kulturpublizistik der Republik Österreich. Zuletzt erschienen von ihm „Putin. Ein Verhängnis“ im Picus Verlag sowie „Das große Beginnergefühl. Moderne, Zeitgeist, Revolution“ im Suhrkamp Verlag.